Fotografische Arbeiten auf dem jüdischen Friedhof

Schülerinnen und Schüler der JPRS-Schule setzen sich mit jüdischer Bestattungskultur auseinander 

 

In einem ungewöhnlichen Projekt besuchten Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule Gestaltung der JPRS-Schule in Friedberg zusammen mit ihren Lehrern für Gestaltung und Religion den neueren jüdischen Friedhof in Bad Nauheim, um sich mit der jüdischen Bestattungskultur sowohl unter geschichtlichem, religiösem, vor allem aber auch unter künstlerischem Aspekt auseinanderzusetzen.  

Nachdem die Schüler sich im Gestaltungsschwerpunkt mit der Fotografie beschäftigt hatten, sollten die erworbenen Kenntnisse auf dem jüdischen Friedhof umgesetzt werden  – die jüdische Gemeinde hatte dankenswerter Weise im Vorfeld die Erlaubnis zu diesem Vorhaben gegeben.  Die Fotografien wurden dann im Fach Mediengestaltung analysiert, bearbeitet und ausgewählt und sollen, so die Idee des Projektes, Teil einer Gesamtdokumentation des neueren jüdischen Friedhofes von Bad Nauheim werden, eingeschlossen einer Übersetzung der Grabsteine.  

Ausgestattet mit einem Lageplan dieses 1902 eröffneten Friedhofes und einem Verzeichnis des hebräischen „Alefbets“ samt Auflistung der Zahlen wurden den Schülerinnen und Schülern zunächst die Besonderheit eines jüdischen Friedhofes, typische Merkmale jüdischer Grabsteine und ihrer hebräischen Inschriften erklärt, aber auch geschichtliche Hintergrundinformation anhand der Inschriften  besonders zu den Grabsteinen gegeben, die in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurden. 

Die Schülerinnen und Schüler lernten, dass jüdischen Verstorbenen die Unversehrtheit der Gräber  gesichert ist  und diese, im Unterschied etwa zu christlichen Gräbern, dementsprechend auch als Dauerbesitz erworben werden; dass kein Prunk, kein Schmuck auf den Gräbern zu finden ist, weil dadurch die Gleichheit aller Menschen im Tod dokumentiert werden soll. Steine und nicht etwa Blumen auf Gräbern als Zeichen des Gedenkens niederzulegen, der Brauch, dass männliche Besucher  eine Kopfbedeckung an allen Plätzen zu tragen sollen, an denen Juden beten – auch diese neuen Informationen förderten die interkulturelle Kompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Interessant war für viele Schülerinnen und Schüler auch die Vielfalt der Herkunft der Verstorbenen. So sind auf diesem Friedhof Juden mit russischen, ukrainischen, polnischen, niederländischen, rumänischen, ja sogar südafrikanischen Wurzeln bestattet, einige davon verstorben im Rahmen ihres Kuraufenthaltes in Bad Nauheim. 

In ihrer schriftlichen Analyse des Besuches hoben die Schüler u.a. hervor, man habe sich durch diesen Besuch gewissermaßen automatisch mit  der jüdischen Kultur auseinandergesetzt, aber auch, dass man zum Nachdenken über den Holocaust und den gegenwärtig sich verbreitenden Antisemitismus auf eine „friedliche“ Weise angeregt wurde. Eine Schülerin hob hervor, man habe durch das Reinigen mancher Grabsteine die Erinnerung an die Verstorbenen ein kleines Stück aufrechterhalten und so  etwas Gutes  habe vollbringen können.