Innung des Bauhandwerks überreicht in Nidda 20 Gesellenbriefe

Viel Lob, aber auch die Aufforderung weiterhin zu lernen, gab es für 20 ehemaligen Auszubildenden des Bauhandwerks, die nun ihre Gesellenbriefe erhielten. Quelle: https://www.kreis-anzeiger.de/lokales/wetteraukreis/nidda/innung-des-bauhandwerks-uberreicht-in-nidda-20-gesellenbriefe_20388357

 

 

NIDDA - 20 früheren Auszubildenden der Innung des Bauhandwerks im Wetteraukreis wurde bei der traditionellen Freisprechungsfeier im Bürgerhaus Nidda ihre Gesellenbriefe überreicht. Alle Redner betonten die guten Zukunftsaussichten, die das Handwerk, insbesondere das Baugewerbe, hat. Der Handwerkslehrer Holger Gerlach hob hervor, dass unter den Junggesellen erstmals ein Flüchtling sei, der seine Ausbildung als Holz- und Bautenschützer erfolgreich abgeschlossen hat.

"Das Handwerk feiert mit Ihnen, weil Ihre Zukunft auch unsere Zukunft ist", freute sich Klaus Repp, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, mit den acht Maurern, sieben Holz- und Bautenschützern, drei Straßenbauern und zwei Beton- und Stahlbetonbauern, die erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen haben. "Im vergangenen Jahr hatte das deutsche Baugewerbe das beste Ergebnis seit 25 Jahren", wies er auf die aktuell gute Konjunktur hin. Damit sei das Bauhandwerk ein Motor des gesamten Handwerks.

Die Schattenseite dieser guten Auftragslage sei der Fachkräftemangel. Mit ihrer Entscheidung für eine Ausbildung im Bauhandwerk hätten die Junggesellen deshalb alles richtig gemacht. Denn dies käme fast einer Jobgarantie gleich. Dabei wies Repp darauf hin, dass die Gesellenprüfung die erste Ausbildungsstufe im Bauhandwerk ist. "Ich hoffe, dass das für möglichst viele von Ihnen Ansporn ist, auch den Meistertitel anzustreben."

Auch Niddas Erste Stadträtin Adelheid Spruck, die betonte, welche Bedeutung das Bauhandwerk und die traditionelle Freisprechungsfeier für die Stadt haben, hob diesen Aspekt hervor. "Das Lernen hört nie auf. Jetzt liegt es an Ihnen, was Sie daraus machen."

Obermeister Thomas Jüngel mahnte ebenfalls, "es wäre nicht klug, sich auf der erreichten Leistung auszuruhen." Auch im Handwerk müsse man immer weiter dazu lernen. Inzwischen seien durch den wachsenden Einsatz moderner Technik mehr technisches Verständnis und vorausschauendes Arbeiten erforderlich. Er hob den großen Vorteil hervor, dass der Handwerker ein konkretes Ergebnis seiner Arbeit sehe.

Ausdrücklich wandte sich Jüngel gegen nationalistische Stimmen. "Europa und die europäische Integration sind gut für das Handwerk." Wer in Deutschland eine Ausbildung gemacht habe, habe in der Welt noch immer einen besonderen Ruf. "Sogar die von der EU angestoßene Diskussion zum Klimawandel kommt dem deutschen Handwerk zugute", erläuterte Jüngel.

Dr. Friedrich-Wilhelm Remes, Bundesgeschäftsführer des Verbandes der Holz- und Bautenschützer, lenkte den Blick auf Eltern, Ausbilder und Lehrer, die Menschen, die die Junggesellen bei ihrer Ausbildung unterstützt haben. Gerade Ausbilder und Lehrer würden "eigentlich viel zu selten gelobt".

Eltern hingegen, die vielleicht enttäuscht gewesen seien, weil ihr Sohn ein Handwerk erlernt habe, statt beispielsweise zu studieren, gebühre Respekt. Sie hätten die Interessen ihres Kindes über die eigenen gestellt. Auch für den Handwerksmeister könne es überraschend sein, wie sich ein Auszubildender entwickle. "Vielleicht haben Sie sich an den Kopf gefasst und gesagt, wie konnte ich den nur einstellen", sprach er an, dass nicht jeder Geselle von Anfang an überzeugt habe. "Handwerk ist ein Wagnis."

Dass nicht jeder die Anforderungen gleich ernst genommen habe, sprach auch Gerlach an. Der Gesellenbrief beweise, dass die Anwesenden die Herausforderungen erfolgreich gemeistert hätten. Dabei hob er besonders den Kameruner Jaques Yves Siewe Mbouthe hervor, der vor vier Jahren ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen sei. "Yves ist der erste Flüchtling, der die Ausbildung zum Holz- und Bautenschützer geschafft hat."

Der junge Mann widerlege die Stammtischparole, dass die Flüchtlinge alle nach Deutschland kämen und nichts machten. Dabei seien die Hürden für sie deutlich höher als für die meisten anderen. Das betreffe Papiere und Zeugnisse, die oft nicht den Anforderungen der Behörden entsprächen, wie auch den Aufenthaltsstatus. In den vier Jahren in Deutschland habe Yves die Sprache fließend in Wort und Schrift gelernt. Er sei immer pünktlich und bereit zu lernen gewesen. Gerlach forderte die Junggesellen zu verantwortungsbewusstem Arbeiten auf. "Seien Sie ein guter Handwerker. Überlegen Sie jeden Tag, dass Sie mit anderer Leute Geld arbeiten und machen Sie gute Arbeit."

Manfred Fleischmann, Vorsitzender des Prüfungsausschusses gab den Junggesellen zum Abschluss noch einige warnende Worte auf den Weg. Denn im Gegensatz zu den Prüfern, die die Gesellenstücke objektiv nach fachlichen Kriterien bewertet hätten, müssten Handwerker im Beruf auch mit überkritischen Kunden rechnen. Manche würden auch einwandfreie Arbeit beanstanden, um den Preis zu drücken. Darauf müssten sich die Gesellen vorbereiten und umso korrekter arbeiten, um keinen Ansatz für Kritik zu bieten.