Freunde wissen, dass wir mehr sind als die Summe unserer Fehler - Theaterprojekt des Internationalen Bundes mit InteA-Schülern der JPRS

Sie erinnern sich vielleicht noch dunkel an das Gefühl: Das neue Schuljahr geht los, die Klassen werden neu zusammengewürfelt und man fragt sich, mit wem man eigentlich die kommenden Monate durchsteht. Bin ich mit meinen Leuten in der gleichen Klasse? Gibt es neue Gesichter? So erging es auch den Schülern der Schulform InteA (Integration durch Anschluss und Abschluss) an der Johann-Philipp-Reis-Schule (JPRS) in Friedberg. In den InteA-Klassen werden neu Zugezogene und Geflüchtete im Alter von 17-20 Jahren mit dem Ziel beschult, innerhalb von zwei Jahren Deutsch auf einem guten B1-Niveau sprechen und schreiben zu können. Aktuell gibt es an der JPRS sechs InteA-Klassen mit über 120 Schülern. Der Schulstart bekommt für InteA-Schüler noch eine zusätzliche Dimension, wie etwa: Wurde die Familie meines Freundes oder meiner Freundin in der Zwischenzeit abgeschoben oder haben sie doch die Duldung bekommen?

 

Um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler untereinander zu fördern, beschlossen die InteA-Lehrer und Sozialarbeiter Denis Buchwald zusammen mit dem Internationalen Bund (IB) über mehrere Wochen ein Theaterprojekt durchzuführen. Mit Beginn des Schuljahres besuchten Daniela Christ und Alan Twitchell vom IB einmal wöchentlich zwei InteA-Klassen und erarbeiteten mit den Schülern Spielszenen zum Thema Freundschaft. Das Ausgangsmaterial der Szenen bildeten autobiographische Episoden aus dem Leben der Teilnehmenden.

 

Ergänzend zur Theaterarbeit, die neben dem Training von Stimme und deutlicher Aussprache auch Auftreten, Körperhaltung, Mimik und Gestik der Schüler ausbildeten, kam es Daniela Christ und Alan Twitchell vor allem darauf an, die Klassengemeinschaft zu stärken. Für Frau Christ war wichtig: „Beim Theaterspielen entwickeln wir Selbstbewusstsein und Empathie!“ Und Herr Twitchell ergänzte: „Die jungen Leute haben hier wirklich sehr private Erlebnisse geteilt und ihren Mitschülern so einen tollen Vertrauensvorschuss eingeräumt. Wir haben gemerkt, wie von Woche zu Woche eine immer eingeschworenere Gemeinschaft entstanden ist – gerade weil man auch gemeinsam durch peinliche Situationen geht.“

 

Die Theaterwochen wurden von allen Beteiligten begeistert aufgenommen. Nach der Aufführung der Spielszenen zeigte sich JPRS-Schulleiter Nick Szymanski sehr beeindruckt von der Leistung der Schüler und lobte den Theater-Workshop als äußerst gelungen. Besonders positiv fiel auf, wie die Zusammenarbeit die Teilnehmer näher zusammenbrachte. InteA-Schülerin Tehdees E Rehmat beschrieb das Projekt als bemerkenswerte Erfahrung: „Ein Haufen seltsamer junger Leute, eine gemeinsame Anstrengung und eine bemerkenswerte Leistung.“ Sie hob hervor, dass Frau Christ und Herr Twitchell trotz anfänglicher Zurückhaltung der Gruppe immer wieder mit viel Engagement die Schüler zur Freude am Theaterspielen animierten . Für Tehdees E Rehmat war das Theaterprojekt ein Beispiel dafür, „das Leben anderer Menschen zu bereichern.“ Nervosität verspürte sie während der Aufführung nicht, was sie dem Publikum zuschrieb, das ihr Mut und Sicherheit gab.

 

InteA-Sozialarbeiter Denis Buchwald zog ein positives Fazit „Die Theaterwochen waren wichtig, um die Schülerinnen und Schüler näher zusammenzubringen. Dank der motivierten Workshopleiter und der Offenheit sowie dem Mut der Jugendlichen, über ihre persönlichen Erfahrungen zu sprechen, war das Projekt ein voller Erfolg.“

 

Die JPRS und der Internationale Bund kooperieren seit Jahren. 2022 fand bereits eine Projektwoche statt, in der Alan Twitchell theaterpädagogisch mit zwei Klassen arbeitete. InteA-Schüler besuchen beim IB die kulturellen Bildungsprojekte „Zusammenspiel“ und „Zusammenklang“, die aus dem Bundesprogramm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ gefördert werden. Beide Projekte gastierten mit ihrem Programm „Wohin schauen wir, wenn wir nach vorne schauen?“ 2023 in der JPRS.