
Die Johann-Philipp-Reis-Schule (JPRS) in Friedberg hat für ihre inklusive Schulform BzBgE (Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung geistige Entwicklung) den Hessischen Inklusionspreis in der Kategorie Bildung erhalten. Die Preisverleihung fand am 9.5.25 im Haus am Dom in Frankfurt in einem würdigen, feierlichen Rahmen statt. Ausgeschrieben wird der Hessische Inklusionspreis von der Gruppe InklusionsBeobachtung, ein Zusammenschluss des Landesbehindertenrates Hessen, der Landesarbeitsgemeinschaft Hessen „gemeinsam leben – gemeinsam lernen e.V.“, des Elternbundes Hessen, der Landesschülervertretung Hessen, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hessen) und des Landesausländerbeirats.
Die Schulform BzBgE wird von Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besucht und hat zum Ziel, die Eigenständigkeit der jungen Menschen zu fördern und ihnen die bestmögliche berufliche Bildung zu ermöglichen. Berufsschullehrkräfte der JPRS arbeiten eng mit Förderschullehrkräften der Wartbergschule Friedberg zusammen und unterrichten die Schülerinnen und Schüler in allgemeinbildenden und praxisbezogenen Fächern. Die Jugendlichen werden in den Berufsschulalltag eingebunden und erproben in Projekttagen berufsbezogene Tätigkeiten in diversen Berufsfeldern der JPRS (Holz, Körperpflege, Ernährung, Kfz, Fachangestellte für Bäderbetriebe). Sie absolvieren mehrere Praktika in verschiedenen Berufsbereichen und machen so erste konkrete Erfahrungen in der Arbeitswelt. Die inklusive berufliche Orientierung während ihrer Schulzeit in der Berufsschule bereitet sie auf die Zeit nach der Schule bestmöglich vor. Im Anschluss an die Schule haben sie gute Chancen, z.B. eine Helfer-Ausbildung in einem Betrieb zu starten und ein eigenständiges Leben zu führen.
Voller freudiger Erwartung fuhren die Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler am 9.5. mit dem Zug von Friedberg nach Frankfurt. Neben JPRS-Schulleiter Nick Szymanski, Schulleiter Thorsten Giese von der Wartbergschule und BzBgE-Abteilungsleiterin Claudia Einhoff nahmen die Lehrkräfte Gülsah Albayrak, Nils Laudt und Michael Linn von der JPRS sowie Mareike Boehm, Christiane Scholz, Katrin Haag und Sabine Ueberall von der Wartbergschule an der Veranstaltung teil. Die Schülerinnen und Schüler wurden zum Teil von ihren Eltern und Angehörigen begleitet.
Im Haus am Dom in Frankfurt wurde die Gruppe herzlich von Thilo Hartmann, dem Vorsitzenden der GEW Hessen und Jurymitglied, begrüßt. Die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler aus Friedberg erlebten ein abwechslungsreiches Programm mit musikalischen Darbietungen und engagierten Grußworten. Es sprachen die Frankfurter Bürgermeisterin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, der Landesbehindertenbeauftragte Andreas Winkel, die hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales Heike Hoffmann, der Vorsitzender im Elternbund Hessen Korhan Ekinci, die Vorsitzende des Landesbehindertenrats Naxina Wienstroer und Henni Nachtsheim vom Komikerduo Badesalz. Die Grußworte machten deutlich, dass Inklusion ein Menschenrecht sei und dass die ungehinderte Teilhabe und Chancengerechtigkeit wichtige Säulen der Demokratie darstellen. Laut Thilo Hartmann seien in diesem Jahr unter 49 Bewerbungen sechs Preisträger ausgewählt worden. Die vielen Projekte und die Preisverleihung machten Inklusion sichtbar und böten Menschen mit Behinderung vielfältige Möglichkeiten, sich in der Gesellschaft einzubringen und bemerkbar zu machen.
Dann kam für die Gruppe aus Friedberg der Zeitpunkt der Preisverleihung: Thilo Hartmann hielt seine Laudatio auf die Johann-Philipp-Reis-Schule, die mit ihrer inklusiven Schulform BzBgE und dem Podcast „gEmeinsam stark – Inklusion in Schule + Betrieb“ den dritten Platz des Hessischen Inklusionspreises in der Kategorie Bildung gewonnen hatte. Herr Hartmann würdigte das Engagement der JPRS, die Jugendlichen mit Förderbedarf in einer Regelschule zu unterrichten und ihnen den Weg in die Arbeitswelt zu eröffnen, als gutes Beispiel für gelingende Inklusion. Insbesondere lobte er den Podcast, den die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte gemeinsam gestalten und mit dem die Jugendlichen in der Öffentlichkeit ganz im Sinne der Teilhabe ihre Schulform, ihre Praktika und ihre Anliegen präsentieren. Herr Hartmann bat die stolzen Preisträger auf die Bühne und überreichte Schulleiter Nick Szymanski die Urkunde des Hessischen Inklusionspreises 2025 und das symbolische dicke Brett, das es zu bohren gelte, um Inklusion weiter voranzubringen. Herr Szymanski bedankte sich in seiner Dankesrede herzlich im Namen aller ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte für die Auszeichnung.
Am späten Nachmittag klang die Veranstaltung beim Essen, Trinken und netten gemeinsamen Beisammensein aus. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Gelegenheit, verschiedene Interviews, die sie im Unterricht vorbereitet hatten, für ihren Podcast aufzunehmen. In der nächsten Folge, die am 15.5.25 um 15 Uhr auf Spotify erscheinen wird, können die Zuhörerinnen und Zuhörer die Atmosphäre der Veranstaltung erleben und diesen besonderen Tag mit den Schülerinnen und Schülern teilen. Wie alle anderen Prämierten freute sich Förderschullehrerin Mareike Boehm sehr über die Anerkennung durch den Hessischen Inklusionspreis. Auch für sie stellt der BzBgE-Podcast eine gelungene Möglichkeit dar, dass die Schülerinnen und Schüler in der Gesellschaft eine Stimme bekommen, dass sie sich mitteilen und bemerkbar machen können.